Naima Husseini: Tour im Oktober und tollen neues Video zu „Immer Alles“ (Akustisch im Deutschen Theater)!
Die in Berlin lebende Sängerin Naima Husseini gilt bei Vielen als deutsche Pop-Ausnahmekünstlerin.
Nun bringt sie ihre einzigartige Vision von anspruchsvoller deutscher Popmusik ihres kürzlich erschienenen Albums „Immer Alles“ auf die Bühn.
Als Vorgeschmack gibt es ab sofort eine toll gefilmte Version des Album-Titeltracks „Immer Alles“, akustisch im Deutschen Theater.
Live kann man Naima Husseini hier erleben:
26.10, Düsseldorf – Pitcher
27.10. Münster – Hot Jazz Club
28.10. Köln – Wohngemeinschaft
02.11. Erfurt – Museumskeller
04.11. Rostock – Mau Club
05.11. Magdeburg – Volksbad Buckau
15.11. Erlangen – E-Werk*
16.11. Freiburg – Jazzhaus*
17.11. Stuttgart – Wagenhallen*
18.11. CH-Schaffhausen – Tap Tab*
24.11. Berlin – Privatclub
26.11. Leipzig – Unterrock
27.11. Dresden – Bärenzwinger
* Support für Die Höchste Eisenbahn
Natürlich steht Naima vor und während der Tour für Interviews und Sessions zur Verfügung. Wer noch ein Album benötigt, kann sich natürlich auch gerne melden.
Info:
Epilog
Stellen wir uns einen Saal mit vielen Leuten vor, vorne ein kleiner Mann am Rednerpult. Sagen wir, die Leute sind von weither gekommen und haben Unsummen Eintritt gezahlt, um hier der Präsentation eines neuen Produktes beizuwohnen. Dass es ein Album von Naima Husseini ist, wissen sie nicht, diese Veranstaltungen leben von der Vorfreude, kurz in ein der Zukunft zugewandtes Fenster blicken zu dürfen.
Der Redner setzt zum Sprechen an, aber davor erscheint auf der Leinwand hinter ihm eine riesige Collage in grau und rot. An deren unterem Bildrand sieht man eine junge Frau, schwarz in schwarz, die den Anwesenden direkt in ihre verknoteten Seelen schaut. Räuspern allerorten. Wo ist das flachste Telefon, wo ist der schnellste Computer?
Endlich der Redner: „Naima Husseini will immer alles!“ .Applaus, das ist eine Ansage. Aber wo ist das Handy, der Computer? „Naima hat viel mehr als eine schöne bunte Platte gemacht.“. Wieder Applaus, aber was für eine Platte? „Ich möchte soweit gehen, von einem Kunstwerk zu sprechen.“. Er zeigt auf die Collage. „Dicht vernetzt wie das Adern- und Nervengerüst unseres Körpers und doch leicht verständlich, die Komplexität dieses Gefüges zielt auf das Einfache und ist für das Wesentlichste überhaupt konzipiert: unser Leben!“.
In das Klatschen mischt sich bei den Anwesenden der Verdacht, auf der falschen Veranstaltung gelandet zu sein. Wo ist das Handy? „Ich kann es mir leicht machen und sagen, es ist einfach gute Musik…“. Wie bitte, Musik? Was-hat-das-hier-zu-suchen-Rufe, schierer Unglauben überall. „Das hat hier sehr wohl was zu suchen“, entgegnet der Redner nun deutlich lauter und in strengem Ton. „Unsere superschnelle, superschlaue, superheutige Knallwelt, die den Wettbewerb zum Selbstzweck erklärt, die das Gefühl verneint, die sich selbst einholen und gar den Tod in der Cloud fangen will, verlangt nach anderen Maßnahmen und neuer Musik: hier ist sie!“.
Tosender, nicht enden wollender Applaus. Aber verlassen wir dieses graue Kongresszentrum,um nie mehr zurückzukehren und stellen wir Schlüsselfrage Nummer eins: Wer ist Naima Husseini?
Naima Husseini kommt in den Wirren der 80er in Hamburg zur Welt und wächst in einer hochmusikalischen Familie auf (zu ihrem Namen inspiriert ihre Eltern ein Stück von John Coltrane).
Sie studiert Kunst, bricht ab. Das machen Musiker so, um in Bands zu spielen. Ihre erste Band, die in der Szene Wirbel macht, heißt Silvester, Naima singt an der Seite von Valeska Steiner (heute Boy). Sie spielen eine Tour, werden versehen mit dem Adjektiv „critically acclaimed“, bringen fast eine Platte raus und…genau: lösen sich auf.
Naima treibt es weiter, sie zieht nach Berlin. 2011 erscheint auf Universal ihr selbst betiteltes Debüt, ein schillerndes Kleinod voller Songs und Samples aus der echten Welt, entstanden in enge Zusammenarbeit mit Olaf Opal.
Was dann folgt, nennt man Odyssee (nicht nur Männer mit Löwen auf dem Rücken können das). Naima probiert aus. Spielt im Vorprogramm von Cäthe, geht auf TV-Noir-Tour mit Alin Coen.
Sie übt sich in der Kunst des Songwritings, allein und mit Anderen, zum Beispiel auf einer einsamen schwedischen Insel mit den Leuten von Peter, Björn and John, nur um dann zurück in Berlin wieder ganz andere Wege einzuschlagen. Irrfahrt eben, gut und wichtig.
Mit Oliver Welter (Naked Lunch) und Charlotte Brandi (MeAndMy Drummer) schreibt sie den Titelsong „Immer Alles“ und die Konturen, wie ein neues Album klingen könnte, nehmen damit langsam Form an. Wenn man ahnt, wie es wird, kann man arbeiten und wird nie müde. Naima schrieb, sammelte Sounds und Melodien, sampelte wie eine Wilde, sie wollte die Freude, die Hoffnung und die Melancholie, schöne und kaputte Klänge, Intimität und Weite, auf einer Platte bündeln.
Und was wir jetzt hören, nach drei Jahren Arbeit, allein und mit ihrem Co-Musiker und –Produzenten Johannes Wehrle, ist tatsächlich Immer Alles.
Kleine Binsenweisheit gefällig? Jeder, der sich Künstler nennt, sollte immer alles wollen: All die Schichten und Ebenen erforschen, die jedem noch so kleinen Raum innewohnen, in Bildern die Musik und in der Musik die Bilder suchen, um dann mit jedem Lied eine ganze Welt zu schreiben. Genau das macht Naima Husseini. Naima selbst sagt, sie möchte, dass man sich die Platte einfach so anhören kann, das geht sehr gut, ja, aber man kann auch tiefer gehen. Diese Musik ist hochauflösend, verzweigt sich immer weiter, jeder Ast bringt einen neuen hervor, jede Wand ist ein Spiegel.
Hölzer, Klangplatten, Klavier, Rhodes mit Tremolo auf Zehn, Metallophon, 808-Toms, E-Gitarren mit Endlos-Delay und Federhall, das sind einige der Werkzeuge, mit denen Naima diese Welt gebaut hat. Wobei gebaut nicht das richtige Wort ist. Gespielt, gestrichen, gehämmert, geschlagen! Nicht nur die akustischen Instrumente, auch die Drum-Machine-Kicks und Snares wurden von Hand auf Pads getrommelt. Das erklärt einiges an Gefühl, was von diesem Album ausgeht. Hier warten keine Plugins auf Midi-Trigger-Signale, um loszulegen, nein -hier sind Menschen am Werk.Außer Naima noch Johannes Wehrle an den Tasten und Fabian Stevens an den Drums, der gemeinsam mit Irma Samuelis (Keys) auch Naimas Live-Band bildet.
Sorry, ich möchte damit nicht sagen, dass nicht auch Computer gute Musik machen können, ich mag auch flache Handys, wenn ich sie geschenkt bekomme.
Das Immer in Immer Alles deutet auch auf die schillernde Gleichzeitigkeit der Musikgeschichte im Kontext dieses Albums hin. Einmal erinnert eine Gesangslinie an Stevie Wonder, woanders hört man den symphonischen Dschungel von Grizzly Bears „Veckatimest“ oder die Hallräume von Beach House, ein Song beginnt wie SchoollyDs „Gangster Boogie“, ein anderer endet mit einem Anklang an Dr.Dres „The Next Episode“. Soul, Shoegaze, Indierock, Oldschool-Rap, das Puzzle passt, nichts ist hier plump zitiert, alles ins Licht von Naimas Welt getaucht. Das klingt hell und neu.
Habe ich schon vom Tanzen gesprochen und davon, dass Naima Husseini Hits in Großbuchstaben schreiben kann? Schwer in Wörter zu fassen, schlage vor, die Single „Immer Alles“ laut aufzudrehen, spätestens an der Stelle, wo Naima bestimmt fordert, dass alles in Bewegung zu sein hat und dann die Marimbas, Claps und OhhOhh’s losrollen, muss man, wenn man kein Stein ist, durch Wohnzimmer, Club oder Waldlichtung tanzen, egal, wer dabei zusieht.
Ein weiteres Dreampop-Juwel ist Sterne, produziert von Olaf Opal. Und hier offenbart sich ein weiterer Unique Selling Point dieser Platte: Die Texte. „Wie hoch dein Lachen mich hebt.“. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal eine derart berührende Zeile gehört habe. Und wenn Naima dann im Refrain sternenhell singt:„An dieser Stelle will ich danke sagen, an alle die die mich verlassen haben“,und die Harmonien unerwartet und wunderbar für einen Moment nach Dur wechseln, fühlt man (also ich) tatsächlich kurz ganz schön viel Glück.
Danke dafür.
Francesco Wilking
Naima Husseini:
Immer Alles
VÖ: 20.05.16
Chateau Lala / Broken Silence
Facebook