Erste Single aus dem Debütalbum der hochgelobten Französin Jeanne Added

Das ist: Radio vom 7. Januar 2016
Erste Single aus dem Debütalbum der hochgelobten Französin Jeanne Added

Einer mittelmäßigen Ouvertüre folgt kaum eine großartige Oper, einem stereotypen ersten Satz folgt selten nur ein guter Artikel und einem bestenfalls akzeptablen Song in den seltensten Fällen ein umwerfendes Album. Anders herum bleibt aber auch eine Seltenheit, selbst Haydn positionierte den legendären Paukenschlag seiner nach demselben benannten Sinfonie ziemlich genau in der Mitte des Werkes.

Jeanne Added ist da weitaus mutiger. Schon das Cover ihres Debütalbums ziert der ziemlich offensive Titel „Be Sensational“. Und was das eventuell heißen könnte, damit fällt dann gleich der erste Song wie mit der Tür ins Haus. „A War Is Coming“, bereits Titeltrack ihrer EP aus dem Frühjahr 2015, zählt zu den aufregendsten Tracks des vergangenen Jahres.
Und genau da knüpft Jeanne Added auch mit „Look At Them“ an, der ersten Singleauskopplung aus dem Debüt.

Zu düsteren Klängen schallt ihre extraordinäre Stimme zunächst wie hinter der verschlossenen Tür des Vorzimmers hervor, bis ein stupender, leicht schleppender Beat einsetzt und die Vokalisen zunehmend an Klarheit gewinnen. Zu solchen Extravaganzen hätte sich vielleicht vor 40 Jahren einmal Patti Smith hinreißen lassen, seither aber fahndet der Connaisseur nach Ähnlichem – leider! – vergebens. Voilà, die junge Französin hat das im Repertoire. Wer sich hier bisweilen an die wolkenverhangenen Wave-Sounds einer Anne Clarke ohne deren zwanghaft depressive Lyrik erinnert fühlt, darf sich wundern, dass Added ihre musikalische Laufbahn zunächst mit dem Studium klassischen Gesangs und Cellos in ihrer Geburtsstadt Reims begann, um danach in Paris als erste Sängerin überhaupt im Jazzfach zugelassen zu werden.

Das Team, mit dem sich die 35-Jährige bei der Produktion ihres Debüt-Albums umgab, ist ein überschaubares. Sie selbst singt, spielt Bass und Keyboards, Dan Levy spielt ebenfalls Keyboards und ist außerdem für Drums und Programming zuständig, Marielle Chatain ist seltener Gast an Mikro, wiederum Keyboards und Percussions. Mit anderen Worten: Dieses kleine Wunderwerk geht in der Sparte Electronic Music ins Rennen, ist aber weit mehr und klingt dabei nach allem Anderen als Synthie Pop. Eher schon nach Singer/Songwriter 2.0, nach einer Vision dessen, was im digitalen Zeitalter mit dessen Mitteln noch berühren könnte und auch wirklich kann.
Und so verwundert es nicht, dass Arte die Musikerin bereits mehrfach vorgestallt hat, zuletzt in diesem schönen Portrait im Rahmes des Eurockéennes Festivals.

„Be Sensational“ erscheint am 12. Februar via Naive und sollte über jede Form eines Achtungserfolges hinaus gehen. Because it is sensational.

Von den Live-Qualiäten der Französin kann man sich im März hier überzeugen:

22.03. Frankfurt – Brotfabrik
23.03. Cologne – Yuca
24.03. Hamburg – Häkken
26.03. Berlin – Privatclub


Jeanne Added:
Look At Them
VÖ: 19.02.16
Naive / Indigo
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